2. Rennofenversuch 2008


Nach längerer Pause startete am Abend des 8.9.2008 die Vorbereitung zu einem neuen Verhüttungsversuch. Schon einige Monate wurde ein neuer Rennherd aus Grünlingen und Lehm unter einem kleinem Schutzdach errichtet, nach den üblichen Maßen des roemer-online-Ofens. Bis dato war es aber noch nicht zu einer Verhüttung gekommen. Nun sollten vor allem die großen Restbestände an Erzen, die sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten aufgebraucht werden. Der Ofen wurde nun mit Holz angefeuert und war schon nach wenigen Stunden absolut trocken, so dass er über Nacht ausglühen konnte. Am Morgen des 9.9.2008 wurde der noch handwarme Ofen mit Holz bis zu den Düsenstöcken gefüllt und einige handvoll Kohlen eingefüllt. Zudem wurde das Ersatzdüsenloch verschlossen, und in das andere eine Düse aus Strohlehm etwa 8 cm tief in den Ofen eingeführt. Mit Hilfe eines Feuerbohrers die Glut historisch authentisch entzündet, wurde diese vor der Düse platziert und der Ofen angefahren. Das war um etwa 12.00 Uhr mittags.
Der Rest war schon Routine:
Der Ofen wurde mit ca. 10 kg einfacher Grill-Holzkohlen aufgefüllt und danach Erz und Holzkohle im Verhältnis von 1:1 (!) zugegeben, wobei jedes Mal 500-600g Walzzunder-Rost-Gemisch mit je einer Hand voll Sand eingestreut wurden. Bis 17:00 Uhr hatten wir insgesamt 30 Schichten aufgeschlagen, bei mäßiger Luftzufuhr durch den Doppelbalg, da wir das Eisen nicht, wie in Luxemburg, verbrennen wollten. Das 1:1 Verhältnis funktionierte prächtig, die Kohlen verbrannten nicht zu schnell. Jedoch bildete sich langsam ein Schlackesee vor der Düse, der zu einer sich langsam verschlechternden Durchlüftung des Ofens führte und nicht abfließen wollte. Als um 18.30 Uhr die Schlacke schon fast zur Düse schwappte wurde die Luftzufuhr unterbrochen und das Ersatzdüsenloch aufgebrochen und ab 19.00 Uhr über die 2. Düse belüftet. Zu dieser Zeit waren bereits 17,4 kg Erz im Ofen, und wir beschlossen den Ofen herunter zu fahren. Um 21.00 Uhr wurden dann noch einmal 2 kg Holzkohlen eingebracht und um 21.30 Uhr die künstliche Belüftung eingestellt. Der Ofen brannte die Nacht über aus und wurde am nächsten Morgen aufgebrochen. Leider konnte der Ofen trotz der großen "Ofentür", also locker eingebauten Ziegelwänden zur zerstörungsfreien Entnahme der Luppe, nicht schadlos geöffnet werden, und wurde teilweise abgebrochen. Zum Vorschein kam große Luppe, die nach Abtrennung der anhaftenden Schlacke ein Rohgewicht von 4,5 kg hat und aus gutem Eisen besteht. Somit wurde die theoretische Ausbeute von 50 % des eingebrachten Eisengehaltes erreicht, was ein außerordentlich gutes Ergebnis darstellt. Verbraucht wurden dafür genau 32 kg Holzkohle. Insgesamt das beste Ergebnis des roemer-online-Rennherdes überhaupt.

Bilder:
Rennherd im Betrieb Rennherd im Betrieb Öffnen des Rennherds
Rennherd im Betrieb Rennherd im Betrieb Öffnen des Rennherds
Luppe im Rennherd Endprodukt  
Luppe im Rennherd Endprodukt  


Aussichten

Da wir nun das Verfahren des künstlich belüfteten Rennherdes als ausgreift (Betrieb nur mit einem traditionellem Schlauchgebläse, Erz, Holzkohle und Lehm zum Bau) empfinden und es praktisch keine Verbesserungsmöglichkeiten mehr gibt, überlegen wir, den seit langem ausstehenden Versuch einen Rennfeuerofen allein durch seinen Kamineffekt zu betreiben, in die Tat umzusetzen.
Selbstziehende Rennöfen haben einen großen Vorteil:
Man brauchte nur 1 Person zur Bedienung, was billigeres Eisen bedeutete. Es konnten viele Öfen auf kleinstem Raum betrieben werden, da man keinen Platz für die Gebläse brauchte. Zudem können selbstziehende Öfen sehr groß (bis zu 8 m) gebaut werden, was mehr Eisen pro Verhüttung bedeutete. Dies wollen wir in verkleinertem Rahmen rekonstruieren. Dafür wurde der Rennherd wieder aufgebaut und mit 4 Düsenlöchern versehen. Dann wird der Ofen noch auf mindestens 110-120 cm über den Düsenlöchern aufgestockt und nach obenhin auf ca. 20 cm verjüngt. Der Ofen wird dabei nur bis maximal 50 cm hoch gefüllt, der Rest fungiert als Kamin. Ob diese Höhe/Geometrie ausreicht, werden kommende Versuche zeigen.

Text: Raphael Richarz





Links:
Geschichte der Eisenherstellung
Grundsätzliches zum Rennfeuerverfahren
Der die-roemer-online - Rennherd
Verschiedene Rennofentypen - Ein Vergleich
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