Rennfeuertreffen 2008 in Luxemburg
Rennherd im Betrieb

















Bericht

Am Donnerstag den 15.05.2008 reiste eine Gruppe des die-roemer-online.de - Teams zum ersten Rennfeuertreffen 2008 in Neihaischen, Luxemburg im Zuge eines Keltenfestes an, und stießen um etwa 17.00 zu den bereits im vollen Gange stehendem Ofenbau. Den restlichen Tag wurde der bewährte die-roemer-online.de - Rennherd errichtet: Der Ofen bestand aus einer 30 cm tiefen Grube, mit 30 cm Durchmesser. Die ersten 20 cm oberhalb des Erdbodens bildeten eine Ziegellage, die beidseitig mit Lehm und Strohlehm verschmiert wurde. 4 gleichgroße Düsen wurden aus einem 50:50 Gemisch von Ton und Sand hergestellt, und luftgetrocknet (1 zum Betrieb und 3 als Ersatz). Ebenfalls wurden auf Bodenhöhe in die Ofenwand 3 Aussparungen gelassen, die die Düsen aufnehmen konnten; während dem Betrieb dienten jedoch auch hier 2 Düsenöffnungen nur der Reserve, durch die zur Not belüftet werden könnte, falls die "Hauptdüse" ausfällt, und waren mit Lehmkugeln verschlossen. Am Freitag wurde der feuergetrocknete Ofen dann auf die Endhöhe von ca. 60 cm über dem Erdboden gebracht und war damit knapp 90 cm tief.

Ofen wird trocken gebrannt, Düsenformen Unterbau des Ofens auf der Grube
Ofen wird trocken gebrannt, Düsenformen     Unterbau des Ofens auf der Grube
Ofen beim Trockenfeuern, Düsen vorne Ofenskizze zum 1.Versuch 2008
Ofen beim Trockenfeuern, Düsen vorne     Ofenskizze zum 1.Versuch 2008


Den weiteren Tag wurde der Ofen mit Holz trocken gefeuert. Am Samstag erfolgte die Verhüttung. Verhüttet wurde diesmal ein gerösteter und leicht schmelzender Brauneisenstein aus dem Westerwald, mit unbekanntem, aber nicht geringem Eisengehalt. Als Kohle wurde die bereitgestellte Lärchenholzkohle verwendet, welche sehr schnell und heiß verbrennt. Belüftet wurde der Ofen von uns erstmals mit dem neuen, quasi kontinuierlich arbeitenden Doppelschlauchbalg.

Detail der Luftzuführung Ofen im Betrieb
Detail der Luftzuführung Ofen im Betrieb


Vor der Verhüttung wurde der Ofen per Hand von Oben ausgeräumt, die Aschereste vom Trockenbrennen entfernt und die Ofengrube bis auf Düsenhöhe mit Zweigen und Ästen verfüllt. Nach dem Entzünden eines Feuers im Ofen um ca. 10:15 wurde der Ofen ab 10:30 mit Holzkohle verfüllt, eine Düse eingeschoben und mit Lehm befestigt und bis 11:00 angeheizt. Dann erfolgte die Zugabe von Pinienkern-großen Erz (500g) und etwa zwei Esslöffeln Walzzunder (~125g) pro Schicht. Dazu kamen etwa je 800-900g Holzkohle. Nun erfolgte im Wechsel die Zugabe von 38 Schichten Erz (Total ~22 kg) und Kohle (Total~ 35 kg) bis etwa 19:00 am Abend. Quarzsand oder sonstige Schlackebildner wurden nicht benötigt. Der Ofen lief einwandfrei, und nur sehr selten musste die Düse mit einem Holzstock leicht freigestoßen werden, die Hitzeverteilung war optimal, der doppelte Blasebalg funktionierte Tadellos bei guter Luftleistung und angenehmen Betrieb. Es zeigte sich ein Vorteil gegenüber bisheriger diskontinuierlicher Belüftung mit nur einem Balg und der Ofen brannte noch gleichmäßiger. Das vermutete Maximum von 17 kg Erz wurde zur Freude weit übertroffen. Allerdings war uns trotz der Mühen und scheinbar guter Aussicht auf einen 3-5 kg großen Erfolg kein solcher beschieden: Die Lärchenkohle verbrannte derart schnell und heiß (nicht zuletzt speziell bei uns auch durch die ungewohnte kontinuierliche Belüftung), dass unser Eisen im Ofen bis auf wenige Stücke komplett wieder oxidiert wurde und nur wenige Krümel Eisen entstanden. Diese leidliche Erfahrung mussten aber fast alle Teilnehmer machen. Als um 19:00 der Ofen aufgebrochen wurde, zweigte sich zwar eine schöne, gleichmäßige Luppe, die sich aber schnell als großer Schlackeklumpen entpuppte. Wenigstens war die Schlacke tief in das "Sieb" aus den nun verkohlten Ästen gelaufen, womit man sich den Schlackeabstich, wie vorgesehen, ersparen kann.

Ofenfront Die vermeintliche Luppe
Ofenfront     Die vermeintliche Luppe


Fazit

Der Ofen selbst ist nun technisch ausgereift, und wird in der Konstruktion/Dimension nicht mehr weiter verändert. Alle unsere bisherigen Modelle sind als veraltet zu betrachten. Die Realisierung erfolgt künftig in Ziegel und/oder Lehmbauweise, je nach Verfügbarkeit. Da ab nun weiterhin nur das beschriebene Erz (Brauneisenstein/Hämatit) zu verwenden sein wird, da es Lokal am leichtesten zu Beschaffen ist, muss die Temperaturatmosphäre des Ofens etwas niedriger werden.

Lösung: Der Ofen kann dieses Erz mit einem 1:1 Verhältnis an Kohle zu Erz verhütten, wodurch die Hitze zugleich geringer wird. Eine weitere Maßnahme wäre logischerweise auch eine verringerte Luftzufuhr, welche aber nur als Notlösung zu erachten ist, da sonst der Erzdurchsatz deutlich geringer ausfällt. Der Durchsatz von 20-25 kg Erz sollte in nicht mehr als 5 Stunden erfolgen. Die Verwendung von Lärchenholzkohle mag zwar gut sein, allerdings war die Qualität der Kohlen hier ausnahmsweise doch zu gering, da aufgrund ihrer Leichtigkeit riesige Volumina in den Ofen gefüllt werden mussten, was den Durchsatz weiter senkte. Die Verwendung einer etwas dichteren Kohle ist besser, und in Form von billigster Grillkohle überall leicht realisierbar. Im Laufe dieses Sommers 2008 ist geplant nochmals einen Versuch unter genannten Anpassungen an das neue Erz vorzunehmen.

Panorama Panorama




Links:
Geschichte der Eisenherstellung
Verschiedene Rennofentypen - Ein Vergleich
Damast & Stahlherstellung
1. Rheinisches Rennfeuertreffen 25.-27.08.2006
Erfolgreicher Rennherdversuch (17.09.2005)
2. Internationales Rennofensymposium 19.-21.08.2005
Bericht: Rennherdversuch
Projekt: Eisenherstellung
Herstellung eines röm. Messers
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Anleitung: Beilklinge mit Schneidleiste
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