2. Internationales Rennofensymposium 2005


Vom 19. bis 21. August fand in Polle an der Weser, auf dem etwas abgelegenem Gehöft der
Kunstschmiede Georg Petaus eine Zusammenkunft von Menschen aus Deutschland und Umgebung statt, die sich wie wir mit der Verhüttung von Eisenerzen im Rennfeuer beschäftigen.
Einerseits sollte vor allem Erfahrung ausgetauscht werden, die dem Einen oder Anderen helfen sollte, sein Verfahren zu verfeinern, als auch natürlich durch den Bau eines eigenen Ofens zu demonstrieren wie es nun mal so funktioniert, mit dem Rennfeuer. Fangen wir also von Anfang an:

18. August
Nach einer langen Autofahrt erreichten wir am späten Abend die Werkstatt von Georg Petau, wo wir sogleich freundlich begrüßt wurden und erstmals unsere Mitinteressenten sahen, die wir bis dato fast nur durchs Internet kannten. Nachdem wir uns auf dem ausgedehntem Heuboden der villa rustica einen Platz zum Schlafen auserkoren hatten, luden wir unsere Feldschmiede aus und begaben uns zum Abendmahl mit Schweinsrippen und anderen Deftigkeiten im Lichte der Feuersäulen, die aus schon, von einigen Gruppen in den Tagen zuvor errichteten, Rennöfen schossen und nun trockengeheizt wurden. So begann der Abend mit dem, was die nächsten Tage das Thema schlechthin sein sollte. Die Werkstatt und Umgebung erkundet und nach einigen Gläsern eines Bieres, das von einer örtlichen Brauerei gespendet wurde, begab man sich zur Nachtruhe.

19. August
AufbauAm nächsten Tage suchten wir uns auf dem weiträumigen Hof eine Stelle vor einem Scheunendach zum Bau unseres Ofens, der sich als nicht gerade ideal herausstellen sollte: Unser Ofen wurde nach den bisherigen Erfahrungen gebaut und bestand somit aus einer ca. 40 cm tiefen Grube mit einer etwa 20 cm hohen Kuppel obenauf.
Auch wenn Lehm, Ziegel und Strohlehm massenhaft zur Verfügung standen, so erwies sich der Bau, besonders aber das Ausheben der Grube wegen des extrem steinreichen Bodens als Qual. Schlussendlich hatten wir es nach einigen Stunden jedoch geschafft und der Ofen stand. Mit einem Holzfeuer trockneten wir unseren Ofen nach dem Vorbild der anderen Teilnehmer und Rösteten unser mitgebrachtes Erz in der Glut.

ExpertenDies war vor allem das besonders wichtige an diesem Treffen: Zwar hatten wir schon mehrere Versuche zur Eisenverhüttung gemacht, doch hat es dabei nie so geklappt, als dass wir hätten schmiedbares Eisen erhalten, so dass mit unserer bisherigen Vorgehensweise irgend etwas sein musste was uns den Erfolg verwehrte. So hatten wir zwar unsere Methoden, Geräte und den Ofen durch die Ratschläge die wir übers Internet austauschen konnten verbessert, aber eben ist es doch was ganz anderes, eine funktionierende Verhüttung in vivo zu sehen.



So schauten wir interessiert bei den Gruppen zu, mit Zollstock und Digitalkamera bewaffnet zogen wir mehr zu den Öfen der Anderen denn zu unserem eigenen, von dem wir eh keinen besonderen Erfolg erwarteten, ihn aber errichteten, damit andere daran Verbesserungen finden.

Einen Artikel zu den verschiedenen auf dem Symposium gezeigten Ofentypen finden Sie hier.

20. August
Der Tag begann mit etwas, was kein Ofenbauer sich wünscht: Regen. Viel Regen !

RegendachSo kam es, dass wir sehen mussten, das über Nacht unser Ofen mit Wasser vollgelaufen war und auch die Wiese drumherum vollkommen durchnässt war. Dies war schlimmer für unseren Ofen als für die anderen, denn diese waren auf dem Erdboden errichtet und schon z.T. in Betrieb genommen worden, so dass ihnen der einsetzende Regen nicht wesentlich was anhaben konnte, bzw. für die schon am frühen Morgen Schutzdächer aus Planen errichtet worden. Obwohl wir unseren Ofen mit Wellblechen am Vorabend noch vor den drohend aufziehenden Wolken schützten, war der Regen doch zu stark. Deswegen war unsere erste Aufgabe an diesem Morgen das Errichten eines Planendachs, was sich als überaus langwierige Arbeit herausstellte, da sie einzig noch vorhandene Plane über 50m lang war und über das gesamte Scheuendach gezogen werden musste, damit man mit der anderen Hälfte und einem gestapeltem Turm aus Drahtkörben voll Steine und einer überlangen Leiter als Giebel ein Schutzdach bauen konnte. Zusätzlicher Wind machte das für unseren kleinen Ofen vollkommen überdimensionale 8 m hohe Schutzdach zudem recht anfällig.
Nach fast 3 Stunden und durchnässt bis auf die Untertunika (wobei man hier sagen muss, dass man nicht fror, da die ebenfalls klitschnasse Obertunika aus Wollstoff trotzdem noch genug wärmte) war das Dach endlich fertig, So erschienen die Vorzeichen, das Wasser aus dem Ofen mit einer Suppenkelle geschöpft, nicht gerade günstig. Da jedoch massenhaft Kohle zur Verfügung stand und wir nicht so schnell aufgeben wollten, versuchten wir unser Glück.

Ich möchte hier, wo ich von dem Rennfeuerverfahren an anderer Stelle schon genug Erklärungen gebe, mich nicht in Details dazu verlieren. Nur soviel sei angemerkt:

OfenöffnungWährend wir verhütteten riefen wir immer wieder Mitglieder anderer Gruppen zu uns zur Kritik, oder sie kamen selbst, und gaben uns Tipps was wir beim nächsten Mal noch besser machen sollten oder begutachteten unser Vorgehen und gaben uns hilfreiche Ratschläge. Indes wechselten wir einander immer wieder am Blasebalg ab und einer schaute, wenn er nicht grade am eigenen Ofen gebraucht wurde, Anderen über die Schulter und verglich z.B. die Glutfarbe durch das Einblasloch des einen Ofens mit der unseres oder schätzte die Luftdurchsatzmenge unseres Blasebalges mit dem einer anderen Gruppe ab oder machte Fotos und Notizen, fachsimpelte.

Zuschauer
Hier möchte ich festhalten, dass uns vor allem der Rat der Gruppe des Freilichtmuseums Elsarn eine gute Hilfe war, die sich am Rennofensymposium nicht nur mit einem sehr schönen Ofen präsentierten, sondern um so mehr, als durch die schon zahlreichen erfolgreichen Verhüttungen sie mit kompetentem Fachwissen unsere Fehler erkannten und dadurch - zwar nicht schon auf dem Symposium selbst - uns doch in der Folge die erste wirklich erfolgreiche Verhüttung ermöglichten.


Ausschmieden Um viele Erfahrungen reicher war es dann auch nicht eine wirkliche Überraschung, dass nach einigen Stunden unser Ofen "einfror" und trotz Versuche zur Rettung des Experimentes am Abend ein wertloser Klumpen halbgeschmolzenes Erz aus dem Ofen gezogen wurde, während zuvor und danach wir mit Faszination und Frust zugleich zusahen, wie aus den anderen Öfen kiloweise glühende Luppen herausgezogen und mit gespenstischem Leuchten in der Dunkelheit der Nacht auf dem Amboß oder Holzblock unter Funkenstieben verdichtet wurden und zahlreiche interessante Fotos ergaben.
Nach der Aufregung wurde dann zum Abendmahl gerufen und in der Werkstatt bzw. einem Anbau gab es dann noch einige Videopräsentationen und Diskussionsrunden rund um das Thema Rennfeuer und Eisenherstellung, die mal interessant, mal bizarr anmuteten. Spät am Abend wurde wieder die Stille des Heubodens aufgesucht oder wo auch immer man sich sonst noch zu Ruhe begab, während in der Werkstatt noch z.T. Die zuvor gewonnene Luppe ausgeschmiedet wurde.

21. August Publikum
Diese Tag stand im Zeichen des Besuchers und wo die einen nochmals ihren Ofen in Betrieb nahmen, präsentierten andere Sich und ihre Ergebnisse oder schmiedeten.
Da wir selbst nicht wirklich etwas aus unserer "Luppe" schmieden konnten, streiften wir auf dem Symposiumsgelände herum, mal mit Besuchern im Gespräch vertieft mal anderen beim Fachsimpeln zuhörend. Daneben wurden noch zahlreiche Fotos und Skizzen gefertigt, die uns beim nächsten Versuch den Erfolg bringen sollten (und brachten), als auch eine neue, größere Edelstahldüse für unseren Ofen mit Hilfe der Gruppe des Freilichtmuseums Elsarn geschmiedet, nach den Maßen ihres Ofens.

Präsentation Gegen Nachmittag wurde die Feldschmiede zusammengeräumt, der Blasebalg verstaut und wir verließen nach Verabschiedung das Rennofensymposium. Wir hoffen, dass es uns zeitlich möglich sein wird, dieses Jahr die Ergebnisse auf dem diesjährigen 3. internationalen Rennofensymposium 2006 zu präsentieren, welches in den Niederlanden stattfinden werden wird.





Fazit
Das Rennofensymposium wurde zumindest für uns seinem Ziel gerecht und konnte uns helfen durch den Austausch an Erfahrung unsere Arbeitsweise so zu verbessern wie auch unser Arbeitsgerät, dass wir in Folge erstmals erfolgreich schmiedbares Eisen herstellen konnten. Wenn auch leider von einem der großen Pläne, ein metallurgisches Profil zu Erstellen nichts mehr zu hören ist (Jeder Teilnehmer sollte das Erz aus seiner Region mitbringen, von dessen Luppe, wenn erfolgreich verhüttet, eine Probe eingesammelt, als Vergleichssubstanz für antike Eisenfunde eine ungefähre Eingrenzung des Herkunftsbereiches des Metalls des Artefakts ermöglicht), so kann man das Symposium doch als Erfolg bewerten und auf jeden Fall als eine schöne Erfahrung.

Somit soll mein Bericht mit der Weisheit des Symposiums 2005 enden:

"Freunde, esst mehr Bananen !"



Rennherd bei Nacht
Rennherd bei Nacht Rennherd bei Nacht Rennherd bei Nacht Rennherd bei Nacht
Rennherd bei Nacht Rennherd bei Nacht Rennherd bei Nacht Rennherd bei Nacht
Rennherd bei Nacht Rennherd bei Nacht Rennherd bei Nacht Rennherd bei Nacht


Weitere Informationen im Bereich "
Eisenherstellung".


Bergbautag Imsbach 30.06-01.07.2007
1. Rheinisches Rennfeuertreffen 25.-27.08.06
Römerfest Marle (Frankreich) 24./25.06.06
Römertage Tarragona (Spanien) 26.-28.05.06
Römerfest Wervik (Belgien) 1./2.10.05
Römerfest Velzeke (Belgien) 10./11.09.05
Römertage Tarragona (Spanien) 27.-29.05.05
Römerfest Kalkriese 15./16.5.05
Internationale Römertage Aalen (25./26.9.04)
Römerfest Haltern (18./19.9.04)

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