2-Kammerblasebalg


Dieser Blasebalg-Typus ist vermutlich eine der ältesten Formen dieses Gerätes, da er in der Tat nur aus dem Balg (also der zusammengenähten Lederhaut eines Tieres) besteht. Zwar ist das Bedienen dieses Balges zuerst gewöhnungsbedürftig, und die maximale (und handhabbare) Größe dieser Bälge naturgemäß beschränkt, jedoch mit einem Gewicht von knapp 2kg sehr leicht und mobil. Die Luftleistung eines solchen Doppelbalges reicht für unseren Rennherdtypus mehr als aus, für größere Öfen müssen jedoch unweigerlich mehrere solche Bälge benutzt werden, solange man nicht mit natürlichem Luftzug arbeitet. Ideal ist dieser Balg auch für kleinere Kupferverhüttungen und Bronzeguß.

Anmerkung
Nachdem hier zuvor schon ein Blasbalg ähnlicher Bauart, aber unzureichender Luftleistung und fragwürdiger Konstruktionsweise beschrieben wurde, soll hier nun ein verbesserter, und vor allem "historisch korrekter" Blasebalg gebaut werden:

Materialien
-     2 Rinds- oder Ziegen-Lederflächen von 60 x 50cm (1,5mm dick)
-     2 x 4 Halbrundhölzer von 12cm Länge
-     2 Rohrstücke mit 5cm Durchmesser, 8cm lang, aus Holz / Horn / Rinderknochen (zB. "Kauknochen" für Hunde)
-     2 Röhren von 40cm Länge, 2cm Durchmesser, aus hohlen Pflanzenstängeln / Knochen / gehärtetem Leder
-     4 Lederstreifen (3 x 13cm)
-     Zwirn, Schnur, Ledernähzeug


1.
Die Lederflächen werden zu einer Tasche von 30 x 50cm vernäht:

2-Kammerblasebalg, Schritt 1

Danach werden sie oben 4-5cm umgeschlagen. In die Umschlagung werden je 2 Halbrundhölzer eingenäht (4 pro Balg), so dass sich die Tasche rautenförmig öffnen lässt:

2-Kammerblasebalg, Schritt 2 2-Kammerblasebalg, Schritt 3 2-Kammerblasebalg, Schritt 4

Zur besseren Abdichtung wird die Öffnung noch etwas verengt, indem jeweils 1-5cm von den Ecken eine Vernähung mit Schnur gemacht wird. An die Umrandung werden dann noch die Lederstreifen als Griffe genäht (für Daumen und die 4 Finger):

2.
Am Boden der Tasche werden nun in einer Ecke die großen Rohrstücke eingesetzt und mit Schnur fest gebunden, so dass sie dicht mit dem Leder abschließen. Die Blasebälge sind nun eigentlich fertig, jedoch noch nicht ganz einsatzbereit für uns.

3.
An die dicken Rohre wird nun ein genähter Trichter aus Leder angebracht, der die Luft in jeweils ein Röhrchen kleineren Durchmessers bläst. Ideal sind hier ca. 2cm. Jeder Blasebalg benötigt (da er ja keine Ventile hat) ein separates Blasrohr. Damit man genug Abstand vom heißen Ofen hat, sollten diese Blasrohre mindestens 40cm lang sein und aus möglichst hitzeresistentem Material bestehen (Holz, Knochen, Ton).

4.
Zum Betrieb: Das Füllen des Balges erfolgt durch Ziehen bei gespreizter Hand, das Entleeren durch Drücken desselben bei geballter Faust. Analog dem Fahrradfahren werden die Blasebälge im Wechsel dieser Tätigkeit betrieben.


Frohes Nachbauen!



Links:
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Der die-roemer-online - Rennherd
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