Nero
(eigentlich Claudius Drusus Germanicus Caesar)


Steckbrief:


-       Geboren am 15. Dezember 37 in Antium (dem modernen Anzio) als Sohn des Senators Gnaeus Domitius Ahenobarbus und
        der Agrippina der Jüngeren, die eine Enkelin des Augustus war
-       Gestorben am 9. Juni 68 nach der Flucht aus Rom durch Selbstmord nach Truppenerhebungen in Gallien,
        Hispania und Lusitania sowie dem Abfall der Praetorianergarde
-       Regierungszeit 54 n. Chr bis 68 n. Chr.
-       Sein Geburtsname war Lucius Domitius Ahenobarbus, er wurde auf Betreiben seiner Mutter von seinem Großonkel und
        Stiefvater Kaiser Claudius adoptiert, worauf er den Namen Claudius Drusus Germanicus Caesar annahm.
-       Nero war dreimal verheiratet, zuerst mit seiner Stiefschwester Octavia, der leiblichen Tochter des Claudius,
        von der er sich aber scheiden und die er später auch beseitigen ließ, zweite Ehe mit der schönen Poppaea Sabina,
        der er während einer Schwangerschaft in den Bauch trat und die er so tötete, und in dritter Ehe mit Statilia Messalina
-       Er war der letzte julisch-claudische Kaiser, nach seinem Tod setzte sich nach dem sogenannten Vier-Kaiser-Jahr
        Vespasian als erster Vertreter der flavischen Dynastie durch.


res gestae:

Nero Nach dem anfänglichen senatsfreundlichen Kurs, den Nero einschlug, der mit dem Mord an seinem Praetorianerpraefekten Burrus und dem Rückzug des stoischen Philosophen Seneca vom Kaiserhof endete, entwickelte sich Nero zu einem diktatorisch agierenden Herrscher.
62 ließ er sich von seiner ersten Frau und Stiefschwester Octavia – die er nur auf den Wunsch seiner Mutter geheiratet hatte – scheiden (und sie töten, wie schon 59 seine Mutter), und heiratete Poppaea Sabina.
64 verwüstete ein Brand mehrere Stadtviertel Roms, man sagte Nero teilweise nach, er hätte die Brandstiftung befohlen, eine Verdächtigung, die sicher durch seine Errichtung eines neuen, riesigen Palastes (die domus aurea) auf den Brandruinen vorangetrieben wurde und heute die HistorikerInnen geteilter Meinung sein läßt.
Er soll die christliche Minderheit als Sündenböcke verfolgen haben lassen, was sicher sein absolutes Negativbild in der Geschichtsschreibung zumindet teilweise erklärt.

Außenpolitisch war Nero hauptsächlich mit der Sicherung der Randbereiche und Grenzen des imperiums befaßt. Neros Feldherr Gnaeus Domitius Corbulo besiegte den armenischen König Vologaeses, und Rom setzte Tigranes V im Jahr 60 als König von Armenien ein.
Wenig später wurde er auf Betreiben Roms wieder gestürzt und durch den Bruder des Vologaeses, Tiridates, ersetzt, der die römische Oberhoheit und Besatzung Armeniens anerkannte.
61 kam es in Britannien zum Aufstand der Ikenerkönigin Boudicca, deren verstorbener Mann den Römern einen Teil seines Reiches vererbt hatte, mit dem sich die Römer aber nicht zufriedengeben wollten. Dieser Aufstand wurde von Suetonius Paulinus niedergeschlagen.

Der nächste Krisenherd war Judaea, wo seit Jahrzehnten Widerstand gegen die Besatzung und Ausbeutung der Provinz geleistet wurde, im Jahr 66 n. Chr. eskalierte die Situation, es kam zum offenen Aufstand, der von T. Flavius Vespasianus (dem späteren Kaiser) beendet wurde.

Im Jahr 68 erhebt sich der Statthalter der Gallia Lugdunensis, C. Iulius Vindex gegen Nero, der dem Legaten der Hispania citerior, Servius Sulpicius Galba, zur Herrschaft verhelfen will; er wird zwar besiegt und begeht nach seiner Niederlage bei Vesontio Selbstmord, aber die Position Neros ist bereits so geschwächt, daß der Senat ihn zum hostis (Staatsfeind) erklärt und er auf der Flucht Selbstmord begeht.


Charakterbild in Quellen und Wissenschaft:

Nero galt und gilt als Paradebeispiel für den sogenannten Caesarenwahn, er erscheint in den Quellen unbestreitbar als nicht gerade guter Kaiser. Am Anfang seiner Herrschaft setzten Senat und Volk große Erwartungen in ihn, die er auch zu erfüllen schien, doch mit der Abnahme des Einflusses von Seneca und seiner anderen Berater entwickelte sich Nero – der immerhin sehr jung und dadurch bis zu einem gewissen Grad beeinflußbar und unsicher war – zu dem tyrannischen Herrscher, als der er bei den antiken Historikern auftaucht. Man sagte ihm sexuelle Ausschweifungen (wobei die Quellen kaum einen Kaiser als nicht ausschweifend darstellen...), den Mord an seinem Adoptivbruder und seiner Mutter, sowie die Schuld am großen Brand Roms im Jahr 64 und eine Christenverfolgung nach.
Nero gilt somit als der erste römische Kaiser, der Christen wegen ihres Glaubens hinrichten ließ, und wurde als solcher im Laufe des Mittelalters und der Neuzeit von der natürlich christlich geprägten Geschichtsschreibung zum Inbegriff des schlechten Herrschers und einem regelrechten Antichristen stilisiert.
In der Antike nahm man ihm auch sein künstlerisches und sportliches Engagement übel, seine Betätigung als Wagenlenker, Sänger und Schauspieler – wobei über die Qualität seiner Darbietungen unterschiedliche Meinungen bestehen und er sicher seine Position ausnützte, um Siegerehrungen und Beifall wenn nötig mit Gewalt zu erzwingen – entsprach nicht der üblichen Auffassung von ehrenwerter Betätigung; Schauspieler, Sänger etc waren bis dahin immer Angehörige weniger angesehener Schichten gewesen, meist Sklaven oder Freigelassene, besaßen jedenfalls kein soziales Prestige. Vor diesem Hintergrund wurde die "skandalöse" Betätigung des Kaisers als Künstler natürlich als weit schlimmer betrachtet, als sie ein heutiger Historiker bewertem würde.


Exkurs: Nero und die Christenverfolgung

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