Claudius
(eigentlich Tiberius Claudius Nero Germanicus)
Steckbrief:
- Geboren 10 n. Chr. in Lugdunum, dem heutigen Lyon, als Sohn des Nero Claudius Drusus,
der der jüngere Bruder des Kaisers Tiberius war
- Gestorben 54 n. Chr., von seiner vierten Frau Agrippina vergiftet
- Regierungszeit 41 n. Chr. bis 54 n. Chr.
- Viermal verheiratet, seine dritte Ehefrau war die berühmt-berüchtigte Messalina, die er wegen Ehebruchs hinrichten ließ,
von ihr hatte er einen leiblichen Sohn namens Britannicus, in vierter Ehe heiratete er nach einer Gesetzesänderung im Senat
seine Nichte Agrippina minor, die Mutter des späteren Kaiser Nero, den er auf ihr Drängen hin adoptierte und somit seinen
leiblichen Sohn, den jüngeren Britannicus in der Erbfolge überging.
res gestae:
Claudius erwies sich als fähiger, umsichtiger Herrscher, er stellte die Majestätsprozesse ein und zeigte sich in der Verwaltung des Reiches kompetent;
er verlieh das ius honorum (das passive Wahlrecht zu den römischen Magistraturen) an die Gallier, eroberte Südengland, das zu der Provinz Britannia gemacht wurde, machte das bisher nur besetzte Noricum zur Provinz, die von einem kaiserlichen Prokurator verwaltet wurde (d.h. dort waren keine Legionen stationiert, und der Prokurator hatte im Gegensatz zu dem legatus Augusti pro praetore, dem üblichen Verwaltungsbeamten kaiserlicher Provinzen keine militärische Funktion), ebenso wurden Mauretanien, Judaea und Thrakien zu Provinzen.
Claudius bildete eine Art Kabinettsregierung nach hellenistischem Vorbild, die Freigelassenen Narcissus und Pallas spielten darin eine Rolle, die man mit einem Ministerrang vergleichen könnte; Narcissus war ab epistulis, dh für die kaiserliche Korrespondenz, was natürlich kein "gewöhnlicher" Sekretärsposten ist, und Pallas a rationibus, für die Finanzen des Reiches zuständig.
Natürlich wurde Claudius diese "Freigelassenenwirtschaft" vorgeworfen, da man sie als seine eigene Schwäche interpretierte, allerdings zeigt sie aus heutiger Perspektive lediglich seine staatspolitische Umsicht.
Dieser Caesar wurde von seiner vierten und letzten Frau vergiftet, Agrippina minor, deren Sohn (den späteren Kaiser Nero) er adoptiert hatte (zu Ungunsten seines eigenen Sohnes), um den Kaiserthron eben für Nero freizumachen.
Charakterbild in Quellen und Wissenschaft:
Von zeitgenössischen Quellen wurde er als geistig wie körperlich beeinträchtigt dargestellt, er soll gestottert haben, man hielt ihn auch für ignorant bis dumm (z.B. in Senecas Satire Apocolocyntosis – wörtlich "Die Verkürbissung", in Anlehnung an Apotheosis – Vergöttlichung), aber zugleich sah man ihn als leicht versponnenen Gelehrten, der ausgezeichnet Griechisch sprach und schrieb und sich für (vor allem etruskische) Geschichte interessierte.
Im Zuge der Regierungspropaganda des Nero wurde er auch zum Tyrannen stilisiert, aber die moderne Geschichtswissenschaft beurteilt ihn größtenteils als fähigen, umsichtigen Kaiser, der das Imperium klug und effektiv regierte.