Das Kolosseum
Geschichte / Aufbau / Gladiatoren und wilde Tiere
Geschichte
Der Bau des Kolosseums, dieses riesige Amphitheater, dessen gewaltige Reste immer noch seinen alten Glanz ahnen lassen, wurde von Kaiser Vespasian, im Jahr 72 n.Chr. begonnen und von seinem Sohn Titus im Jahr 80 vollendet. Es wurde mit hunderttägigen Festspielen eingeweiht, bei denen ca. 5000 Tiere geopfert wurden (so berichtet Cassius Dio).
Während der Kaiserzeit erfuhr das Kolosseum auf Grund von Erdbeben und Bränden viele Restaurationsarbeiten. Am 23. August 217 wurde es mehrmals von Blitzen getroffen und die zahlreichen hölzernen Bestandteile, wie der Fußboden der Arena, wurden in Brand gesetzt:
nicht einmal die sieben Feuerwehrmannschaften der Stadt und die Matrosen der Misenum-Flotte konnten die Flammen bändigen. Das Kolosseum blieb einige Jahre unzugänglich, aber 223 wurde ihm von Kaiser Alexander Severus sein alter Glanz zurückgegeben.
Der eigentliche Name des Kolosseums war Amphitheater der Flavier (Amphitearum Flavium), aber gewöhnlich wurde es das Kolosseum genannt, sowohl ob seiner Größe als auch wegen Neros Kolossalstatur (Koloss), die in der Nähe stand. Es gibt kaum eine Seite in der Geschichte Roms, die nicht mehr oder minder mit dem Kolosseum verknüpft wäre, das zum Symbol der Stadt und des römischen Lebens schlechthin geworden ist. So sagte der ehrwürdige Beda schon im 8. Jahrhundert: "Solange das Kolosseum steht, steht Rom; wenn das Kolosseum fällt, wird auch Rom fallen; wenn aber Rom fällt, fällt die ganze Welt". - Als nach der Normannen- oder Wikingerkatastrophe (1084) vom klassischen und alten Rom nur noch ein Skelett übrigblieb, ließ man das Kolosseum verfallen und benützte es bis zum 18. Jh. als Steinbruch, dessen Material ausgereicht hätte, eine Stadt zu bauen.
Um zu erhalten, was geblieben war, errichtete Papst Benedikt XIV. (1740-1758) eine Via Crucis und ließ an dem Ort ein Kreuz aufstellen, wo der frommen Legende nach Tausende Märtyrer ihr Leben für den Glauben hingaben. In Wirklichkeit jedoch gibt es keine fundierten, historischen Hinweise über Massentötungen von Christen im Kolosseum, auch wenn unter den Hinrichtungen, deren Zeuge der Bau wurde, die von Christusanhängern sicher nicht gefehlt haben.
Aber das Hauptvergnügen der Römer waren die Zirkusspiele (ludi circenses), die vermutlich gegen Ende der republikanischen Zeit ins Leben gerufen wurden, um im römischen Volk den Kampfgeist anzuregen und wachzuhalten, der es zum Herrn der Welt gemacht hatte.
Besonders beliebt waren die Gladiatorenkämpfe, welche etruskischen Ursprungs sind und anfangs bei Beerdigungen zur Ehre der Toten kämpften. Die Gladiatoren wurden darin geübt, sich gegenseitig zu töten, während wilde Tiere jeder Art die Gräuel der Spiele erhöhten.
Nach Beendigung der Tierjagden wurde die Arena, dank einer unterirdischen Anlage, oft rasch mit Wasser gefüllt, und es wurden Seeschlachten abgehalten. Trotz der wiederholten Versuche Kaiser Konstantins und seiner Nachfolger gelang es erst Honorins 404, die Gladiatorenkämpfe zu verbieten, denn die Römer wollten nicht so einfach auf die Schauspiele verzichten, an die sie gewöhnt waren. Die letzte Veranstaltung, von der wir Notiz haben, geht auf das Jahr 523 zurück, als der Gotenkönig Theoderich einer Tierjagd zustimmte, die der für das betreffende Jahr eingesetzte Konsul abhalten wollte.
Aufbau
Das ellipsenförmige Kolosseum maß in seinem längsten Durchmesser 187 m, in seinem kürzesten 155 m. Die äußere Wand setzte sich aus drei Rängen übereinanderliegender Arkadenreihen zusammen mit dorischen im ersten, jonischen im zweiten und korinthischen Säulen im dritten Rang. Darüber bestand noch ein viertes Stockwerk, das durch korinthische Lisenen gestützt war. Der Zutritt von außen wurde durch 80 Bogen gestattet, von denen jeweils vier auf einen großen, rundherumlaufenden Gang führten.
Die Stockwerke waren über sechsundsechzig nummerierte Eingänge erreichbar und in drei Ebenen aufgeteilt.
Der Ehrenaufgang war dem Kaiser vorbehalten, dessen Platz sich in der Mitte einer Seite des Podiums befand. Der Platz des Kaisers hieß Suggestum. Rings darum waren die Plätze der Senatoren, die Priesterinnen des Vesta-Kults und andere Personen des Hofes und der Mitglieder des kaiserlichen Hauses. Dann folgten die Plätze der Ritter und der Zivil- und Militärtribunen. Nach Plätzen gesondert saßen Eheleute, Jugendliche in Begleitung ihrer Erzieher, Familien und ihre Diener, Frauen und schließlich das niedere Volk.
Der einfacheren Bevölkerung stand das obere Stockwerk der Arena, mit Stehplätzen, zur Verfügung. Das eigentliche Stockwerk der ellipsenförmigen Arena mit einer Achse von 86 m, war mit einem Holzboden bedeckt, der eine Reihe von unterirdischen Gängen verbarg: hier wurden die Bühnenbilder; die Bühnenarbeiter und die wilden Tiere untergebracht.
Den Schauspielen, die sich über viele Stunden hinzogen, konnte eine Menschenmenge von 50.000, nach anderen Schätzungen sogar bis zu 70.000, Personen bequem beiwohnen.
Das Kolosseum war gewöhnlich nicht bedeckt, aber bei schlechtem Wetter und bei starker Hitze wurden die Zuschauer durch ein riesiges Zeltdach geschützt, zu dessen Bedienung zwei Abteilungen Matrosen von der Flotte von Ravenna und der Misenums (Misenum am Golf von Neapel war einer der wichtigsten Flottenstützpunkte Roms) nach Rom abkommandiert wurden. Diese Abteilungen nahmen auch an den Seeschlachten teil, die jedoch bald in extra dafür angelegte Becken in der Nähe des Tibers ausgetragen wurden. Berühmt unter ihnen war die "Naumachia vaticana", die von Domitian, abgehalten wurde.
Als das Amphitheater der Flavier auf der Höhe seiner Herrlichkeit stand, musste es sicherlich ein imposantes Schauspiel römischer Größe abgegeben haben. Aber noch heute, nach vielen Jahrhunderten, ist das Kolosseum der Stolz Roms und Gegenstand der Bewunderung des Besuchers.
Gladiatoren und wilde Tiere
Die professionellen Gladiatoren waren sehr beliebt, und waren z.T. Stars wie heutige Fußballspieler. Sie rekrutierten sich aus freie Männer (die vielleicht verschuldet waren), Desperados und Abenteurer oder auch aus Sklaven, Kriegsgefangene und Verbrecher, die in verschiedenen Kategorien kämpften:
Der "Retiarius" kämpfte mit einem Netz und einem Dreizack gegen den "Mirmillo", der nach dem Fisch (murma) benannt wurde, der seinen Helm schmückte und die den Kampf zwischen Fischer und Fisch symbolsieten, die "Sanniter" kämpften mit einem großen Schwert und waren mit einem rechteckigen Schild bewaffnet, während die "Thraker" mit einem kurzen Krummsäbel und einem kleinen runden Schild kämpften.
In den Provinzstädten endeten die Duelle nur selten mit dem Tod des Unterlegenen; um einen guten Gladiator zu formen, brauchte man Jahre und der Impresario der Spiele, der fast immer Eigentümer seiner Kämpfe war, opferte diese nicht gern.
In Rom hingegen, wo die Spiele von den Kaisern (bzw. vorher Feldherrn, Reiche etc.) finanziert wurden, scheute man keine Kosten und nur durch Fürsprache der Zuschauer konnte das Leben des Verlierers geschont werden.
Man ließ auch zum Tode Verurteilte gegeneinander antreten und in diesem Fall waren Überlebende natürlich nicht vorgesehen: der Letzte, der noch am Leben blieb, wurde von einem Gladiator getötet, der dafür frisch in die Arena stieg.
Der Gruß, mit dem die Gladiatoren bei ihrem Einzug vor die Loge des Kaisers traten:
"Ave, Caesar (oder Imperator), morituri te salutant!"
(Heil, Caesar, die Todgeweihten grüßen dich!), ist von Sueton überliefert.
In dem Amphitheater wurden nicht nur Kämpfe zwischen Männern vollzogen, sondern es wurden auch Jagden simuliert, Tierkämpfe abgehalten und es gab sogar unblutige Vorführungen dressierter Tiere. Der Erfolg dieser Schauspiele wurde durch das Erstaunen und die Erregung der Zuschauer beim Anblick exotischer Tiere, und plötzlich aus den Kulissen auftauchenden, wilden Tieren und Jäger gesichert.
Man muss auch immer bedenken, das es im alten Rom noch keinen Zoo oder Ähnliches gab, und die Menschen exotische Tiere wie Elefanten, Löwen und andere wilde Tiere nicht kannten und nur in den Amphitheatern zu Gesicht bekamen.
Theater & Cirkus:
Das Theater des Marcellus / Der Circus Maximus / Das Stadion des Domitian