Tiberius

(eigentlich Tiberius Iulius Caesar Augustus)


Steckbrief:

-       geboren am 16. November 42 v. Chr. in Rom als Tiberius Claudius Nero, Sohn des Tiberius Claudius Nero
        und der Livia Drusilla, die sich von ihrem Mann scheiden ließ und Augustus heiratete
-       gestorben am 16. März 37 in Misenum (bei Neapel), genauere Umstände umstritten, er wurde eventuell ermordet,
        war aber ganz sicher gesundheitlich schon schwer angeschlagen.
-       Regierungszeit von 14 bis 37 n. Chr
-       Erste Ehe mit Vipsania Agrippina (Tochter des Agrippa, des Feldherrn des Augustus), von der er sich auf Befehl
        des Augustus scheiden lassen mußte, zweite Ehe mit Julia, der Tochter des Augustus (und Witwe Agrippas...)


res gestae:

Tiberius Erzogen im Haus des Augustus, schlug Tiberius eine militärische Laufbahn ein; er kämpfte 26 bis 24 v. Chr. in Spanien, 23 v. war er Quaestor, 20 v. nahm er an einem Feldzug gegen Armenien, durch den dort Tigranes der Zweite an die Herrschaft gelangte, 23 v. war er Praetor. Zwischen 15 und 13 v. eroberte er zusammen mit seinem Bruder Drusus Raetia und Vindelicia, anschließend war er Konsul und 12 bis 9 v. unternahm er mehrere Feldzüge nach Pannonia und Dalmatia, wodurch er die Donaugrenze sicherte. 8 und 7 v. Chr. hatte er den Oberbefehl über Germanien, eroberte das Gebiet zwischen Rhein und Elbe, wobei er etwa 40 000 Sugambrer und Sueben in linksrheinisches Gebiet umsiedelte, danach war er zum zweiten Mal Konsul und erhielt ein Jahr später die tribunicia potestas.
Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich von seiner Frau scheiden lassen und Augustus' Tochter Julia heiraten müssen; um seiner ungeliebten Frau und der Nachfolgerfrage im imperium zu entgehen, zog er sich 6 v. nach Rhodos zurück, und kehrte erst 2 n. wieder nach Rom zurück, wo seine Frau inzwischen von ihrem Vater verbannt worden war (wegen unsittlichen Lebenswandels und politischer Intrigen).
Nach diversen familiären Geschehnissen, die Augustus dazu brachten, Tiberius als potentiellen Nachfolger aufzubauen, was schlußendlich nach weiteren militärischen Kampagnen, die Tiberius unternahm (er schlug 8/9 n. Chr. einen Aufstand in Pannonien und Dalmatien nieder, nach der römischen Niederlage im saltus Teutoburgiensis 9 n. Chr übernahm er wieder den Oberbefehl über die Rheinarmee, sicherte die Rheingrenze, unternahm immer wieder kleinere Vorstöße über den Rhein nach Osten), darin gipfelte, daß er, erneut mit tribunicia potestas ausgestattet, von Augustus zum Mitregenten gemacht wurde.
Dennoch zögerte er auch nach dem Tod des Augustus im Jahr 14 n. Chr. noch, seine Nachfolge anzutreten, und ließ sich erst vom Senat bestätigen. Es kam zu innerfamiliären Krisen und Meutereien der in Pannonien und Untergermanien stationierten Legionen, die die oppositionellen Kräfte in Rom stärkten. Diesen begegnete Tiberius ab 15 n. Chr. verstärkt mit Majestätsprozessen, ab 20 gewann der Praetorianerpräfekt Lucius Aelius Seianus immer größeren Einfluß auf den Kaiser, obwohl er vermutlich in die Ermordung des Drusus (der Tiberius' Bruder war) involviert war; Tiberius zog sich 26 sogar nach Capri zurück, und überließ die Regierungsgeschäfte größtenteils Seianus, der daraufhin selbst das Prinzipat erlangen wollte. Tiberius reagierte hart, ließ ihn 31 verhaften, verurteilen und zusammen mit seinen Anhängern, auch aus seiner eigenen Familie, hinrichten. Der Kaiser hielt sich bis zu seinem Tod am 16. März 37 in Misenum vollkommen von Rom fern.


Charakterbild in Quellen und Wissenschaft:

Tiberius wird in den Quellentexten der Autoren Tacitus, Sueton und Cassius Dio sehr negativ dargestellt, als menschenscheues Ungeheuer, der von Capri aus eine Terrorherrschaft über Rom ausgeübt und auf der Insel schlimmste Verbrechen begangen haben soll; allerdings hat sich dieses Bild in der Wissenschaft stark gewandelt, da die Autoren Tiberius als willkommenes Opfer ansahen, da sie in ihrer eigenen Zeit nicht negativ über die Kaiser schreiben konnten (Tacitus – war generell stark senatorisch eingestellt und Tiberius schien in starker Gegnerschaft zum Senat gestanden zu sein, außerdem erlebte der Autor die Schreckensherrschaft des Domitian; Sueton – seine Zuverlässigkeit ist stark umstritten, er berichtet lieber Histörchen anstatt Historia, wobei er Klatschgeschichten, je deftiger sie sind, umso größeren Platz einräumt; Cassius Dio – lebte im zweiten/dritten Jhd in der Soldatenkaiserzeit, die nicht unbedingt eine angenehme Zeit war und bezog sich auf ältere Quellen, deren Zuverlässigkeit schwer abzustecken ist).
Rein politisch war Tiberius nüchtern, sparsam, er förderte die Provinzen und schränkte die Macht des Senats durch zahlreiche Majestätsprozesse ein; er war sicher nicht der perverse, menschenscheue Tyrann, den speziell Sueton zeichnet.


Zurück zum Anfang


Zurück zu Augustus Weiter zu Caligula