Titus Maccius Plautus


Geboren in Sarsina (Umbrien) 250 und gestorben in Rom 184 v.Chr.,
zählt Plautus zu den bedeutensten römischen Komödiendichtern.



vita

Seine Lebensdaten sind uns hauptsächlich von Varro bekannt. So kam Plautus schon früh nach Rom, in dem er bis zu seinem Tode blieb. Die Tatsache, dass er Griechisch lesen und Schreiben konnte, lässt auf eine höhere Bildung schließen, auch wenn Plautus lange in ärmlichen Verhältnissen lebte. Er soll sein Geld durch Handelsspekulationen (!) verloren haben und arbeitete dann als Mühlensklave und schrieb seine berühmten Komödien.
Es wird vermutet, dass Plautus Schauspieler war, weil seine Werke so bühnenwirksam sind, wie sie nur ein Mann vom Fach verfassen konnte. Plautus soll 130 Bühnenstücke geschrieben haben, Varro berichtet von mindestens 21 Authentischen, die uns auch überliefert worden sind.


de operibus

Plautus nahm griechische Komödien, besonders von Menander (342-290 v.Chr.) sowie Diphilos und übersetzte diese ins umgangssprachliche Latein. Dabei hielt er sich jedoch nur grob an den Originaltext und Handlungsverlauf, veränderte die reinen griech. Sprechstücke durch Gesangszenen, Tanzeinlagen, erweiterte oder kürzte Witze, verschmolz mehrere Werke zu Einem, fügte Lokalkolorit und röm. Sitten ein, beließ aber die griech. Namen und Schauplätze, so dass seine Werke für die Römer seiner Zeit immer etwas exotisches Flair inne hatten.
Die Bühnenstücke des Plautus sind im trochaeschen Septenar (7 ½ Verse) verfasst, wurden mit (Flöten-) Musik untermalt vorgetragen, spielten im Kleinbürgertum und verhöhnten die traditionellen Gesellschaftsstrukturen: Oft sind verschmitzte Sklaven die Hauptpersonen, intrigante Hetären triumpieren und der Pater familias wird an der Nase herumgeführt.
Die Handlung dreht sich meist um Liebe, Intrige und Verwechslung, es geht darum für einen Jungen eine Geliebte zu finden oder Geld für diese zu beschaffen.
Plautus schrieb seine Komödien für das einfache Volk, die Stücke sind angefüllt mit derber Komik und eine Fundgrube für röm. Schimpfwörter.
Dies unterscheidet die Werke Plauti von den griech. Originalen, die zwar auch im Kleinbürgertum spielen, aber auf eine exakte Charakterzeichnung Wert legten, maßvolle Witze und menschliche Schwächen beschreiben.
Bekannter Vertreter dieser Werke ist P. Terentius Afer (deut.:"Terenz"), der die griechischen Werke exakt ins Lateinische übersetzte und sowohl auf einen genauen, maßvollen Stil als auch aristokratische Haltung seiner Adaptionen bedacht war.
Anders als bei den griech. Originalen, in denen immer der Gute gewann (Prinzip des agathe tyche = gütiges Schicksal), gewann bei Plautus am Schluss oft der schlaue Intrigant (fortuna = der blinde Zufall).


effectus futuri

Die Werke des Plautus, die von der reinen Komödie bis zum Charakterstück reichen, waren maßgeblich nicht nur für das folgende römische sondern auch für das europäische Lustspiel.
Seine Werke waren Vorlage für u.a. Shakespeares Comedy of Errors, Werke Kleists, Blois', Rotrous oder Molieres. Lessing übersetzte Captivi ins Deutsche.


de lingua latina antiqua - ein kurzer Einblick

Die Werke Plauti sind wie andere früherer Schriftsteller in einem alten Latein, dass in der Zeit der Republik (250 bis etwa 50 v. Chr) geschrieben wurde, soweit sie nicht von spätantiken Autoren vereinheitlicht worden sind. Typisch sind jedoch absichtlicher Gebrauch solcher alten Formen bei einigen antiken Autoren wie z.B. Sallust als Stilmittel oder gezielten Rückbesinnung auf alte Zeiten.
Dieses alte Latein (Altlatein) hat einige Unterschiede zu der klassischen Form. Das kommt einerseits von einer anderen Aussprache zu dieser Zeit, als auch, dass man damals keine einheitliche Schreibweise hatte oder die Graveure teilweise selbst nicht lesen konnten (Unterschiedliche Schreibweisen im selben Text).
Die Unterschiede sind meist um so größer je älter die Texte sind.

1.) "tace atque abi rus / ego ire in piraium volo in vesperum parare piscatum mihi / ervom tibi aliquis cras faxo ad villam adferat / quid est / quid tu me nunc optuere furcifer" aus molestia, 1 / 66-69
(Halt's Maul und scher dich auf's Land, ich will zu Piraeus gehen und mir zum Abendmahl Fisch bereiten. Deine Erbsen wird ein Anderer morgen zu dir auf's Landgut bringen - so soll man es tun.
Was ist ? Was glotzt du mich an, du Strolch ?!?
)

2.) honc oino ploirume cosentiont romane duonoro optumo fuise viro / luciom scipione / filios barbati consol / censor / aidilis / hic fuet apud vos / hec cepit corsica aleriaque urbe / dedet tempestatebus aide meretod

CIL I² 9 s. 379 Ri 38 E CE 6 De 3 (Sarkophagplatte aus Peperin vom Grabe des consuls d. J. 259 v. Chr.)

3.) Manios med fhe-fhaked Numasioi

(Manius hat mich für den Numasio gefertigt)

CIL I² 3 s. 370. 717 XIV 4123 De 8561 Di tab. s. VII mit Abbildungen, (goldene Fibel aus einem Grabe zu Praeneste mit linksläufiger Inschrift, um 600 v. Chr.) [älteste bekannte lat. Inschrift]

So fällt auf, dass die Diphtonge ae als ai geschrieben wurden, was der tatsächlichen Aussprache entspricht, dasselbe gilt für oe, was somit oi geschrieben wurde.
Dazu werden i-u Konstruktionen oft als iou geschrieben (ioudicium, lucious), da hier wegen der Aussprache des i als "ij" ein o zwischen dem i-u zu klingen scheint ("ijoudikium"). (das gilt auch für ähnlich klingende Konstruktionen)
Das u wurde in den ältesten Quellen in der Endung sehr oft als o geschrieben (lucios), was auf eine tiefe Betonung des u hinweist, so dass einmal u oder o geschreiben wurde, je nach Empfindung des Schreibers (?) u-u oder v-u in der klassischen Schreibweise wurden generell u-o geschrieben (Bedingt durch die tiefe Betonung des u im Lateinischen) und so gesprochen (ervom = ervum, curruom = curruum) Die Superlativeendung -imus, a, um (optimus, maximus) war immer -umus, a, um (optumus,..)

Die Personalpronomina vester, a, um waren voster, a ,um daneben gab es auch die archaischen Formen von suus, a, um : sovus, sova, sovum; hier ist noch die zusätzliche Eigenschaft des u als v ("w") zwischen s-a und s-e ("ßowa"), die bei der klassischen Schreibweise fehlt ("ßua").
Die Demonsrativpronomen is ea id warn meist im Dat. und Abl. Plural eis ("e-iß") statt iìs

Hic, Haec, Hoc wurden in allen Formen mit ihrem demonstrativen Anhängsel -ec oder -c geschrieben. (Kursiv = Aussprachebeispiele)

hic       `ic haic       `aik hoc       `ok
huiusce       `uiußke    
huic    
hunc hanc hoc
hoc hac hoc
hisce       `ißke haic haic
horunc       `orungk harunc horunc
hisce    
hosce hasce       `aßke hosce
hisce    


Die Relativpronomen qui, quae, quod waren im Genitiv Singular quoius ("kwoiuß") statt cuius ("kuiuß") und im Dativ quoi statt cui. Zudem wurde das cum mit Konjunktiv quom -weil u-u Regel- ("kwom") geschrieben, das normale cum war com.

Manche Buchstaben erfuhren auch einen anderen Wandel, so wurde murus früher moinus oder moenus geschrieben, unus war oinus oder oenus. So werden auch viele Wörter anders geschrieben, als in den klassischen Texten; Auskünfte darüber sind in der Regel in den gängigen Wörterbüchern vermerkt.

Text und Übersetzungen von Raphael Richarz
Digitale Bearbeitung, Webdesign, Layout und Redaktion : Ingo Henneberg


Mehr zur Aussprache des Lateinischen

Zurück zum Anfang