Wie machten die Römer eigentlich Feuer ?

Diese Frage scheint auf den ersten Blick recht verwunderlich, da die meisten sicher denken, dass immer noch dieselben Techniken wie in der Steinzeit verwendet wurde, aber auch hier hatte sich in den antiken Zivilisationen einiges geändert.
Wenn nicht gerade im entferntesten Winkel des Reiches, so wurde das Feuer nicht mehr durch das Aneinanderreiben von Hölzern erzeugt, sondern durch Feuerstein oder Pyrit und Eisen.

Feuerstein ist schon seit über hunderttausend Jahren der wichtigste Rohstoff für Werkzeuge gewesen, bis er erst in jüngster Zeit (also grade mal vor 3000 Jahren) von Eisen vollkommen verdrängt wurde. Feuerstein ist ein hartes Chalcedon-Gestein (SiO2), dass aus so vielen kleinen Kristallen besteht, dass es beim Zerbrechen rasiermesserscharfe Kanten ergibt; ähnlich wie Glas. An der Nord- und Ostseeküste werden regelmäßig größere Stücke angeschwemmt, im Inland kann man ihn mitunter in vulkanischen Gesteinen, Basalt oder Kalkgestein finden oder an Flussufern. Feuerstein ist meist mit einer weißen Schicht aus Kalk überzogen und schwarz bis grau. Graue Stücke sollen am besten sein fürs Feuermachen.

Pyrit oder Eisenkies deutet schon durch seinen Namen an, dass er zum Feuerschlagen verwendet wurde (Pyrit = grch. "Feuerstein"), Es handelt sich dabei um FeS2, was ein goldglänzendes Eisenerz ist und auch als "Katzengold" bekannt ist.
Dieses Mineral ist recht häufig anzutreffen in Erzgängen oder Gesteinsauswaschungen. Im Fels kann er u.U. an seiner roten Anlauffarbe erkannt werden, was durch die langsame Umwandlung von Eisensulfid zu Eisenoxid geschieht. Nicht zuletzt gibt es ihn in fast jedem Mineraliengeschäft zu kaufen. Dabei sind Pyritkollen aus vielen kleinen Kristallen zu bevorzugen (und auch billiger).
Feuerschlag
Das Eisen zum Feuerschlagen wurde Chalybs genannt, also "Stahl", wobei hier ein hochwertiger, kohlenstoffreicher Stahl gemeint ist. Hiezu lässt sich heutzutage am besten Feilenstahl verwenden. Zur Form lässt sich auch noch einiges sagen:
Römische Feuereisen hatten einen doppelten Bügel, alle anderen Formen sind nicht genuin römische Erzeugnisse (Spätantike). Der Feilenstahl wird zu einer 15 cm langen Stange ausgereckt, die vorne dicker ist als hinten.
Der vordere Teil wird geplättet und die Angel zu einem doppelten Bügel, wie auf den Bildern zu sehen, gebogen. Nach einen Normalisierungsglühen, schreckt man es in kaltem Wasser ab, aber nur die Schlagfläche, der Bügel bleibt weich.

Zunderpilz Das zweite Wichtige Material ist ein guter Zunder, um nicht zu sagen, der Zunderpilz !
Zunderpilze wachsen an abgestorbenen Birken und Buchen, - bisher fanden wir sie nur an Birken. Der echte Zunderpilz ist eine vollkommen schiefergraue Knolle am Baum, deren getrockneter Hut beim anzünden schwelt und nicht schmilzt. Beim Aufbrechen zeigt sich der Filzartige Hut (der eigentliche Zunder) mit den anhaftenden Sporengängen.
Der Pilz wird nun entweder getrocknet, der Hut abgeschält und mit einem Holz- oder Gummihammer weichgeklopft, andere Kochen ihn mehrere Stunden und können den Hut dann einfach abziehen und klopfen ihn wenn nur kurz. Zuletzt kann der Zunder mit Salpeterlösung (Kaliumnitrat) verbessert werden.
Feuer schlagen
Zum Feuermachen wird nun ein Zunderstück auf eine Kante des Feuersteins gelegt und mit dem Feuereisen an der Kante entlang geschlagen. Bald entzündet einer der Funken den Zunder, der zu Glühen anfängt. Damit versucht man nun anderes feines Material wie Werg oder Brennesselfasern zum glühen zu bringen, die dann in trockenes Heu gelegt und solange geblasen wird, bis das schwelende Heu sich entzündet. Bei Pyrit ist es etwas schwieriger, da Pyritkollen keine Kanten haben. Hier legt man den Zunder nahe der Fläche des Steins auf die geschlagen wird.




Das Prozedere des Feuer schlagens


Feuer machen Feuer machen Feuer machen
Feuer machen Feuer machen Feuer machen
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Die entstehenden Funken sind leider aufgrund der Helligkeit schwer zu sehen.


Eine weitere verbreitete Art des "Feuer machens" war das Feuerbohren.



Feuerbohren


Feuerbohren Übersicht


Auch wenn zur Römerzeit der Gebrauch von Feuersteinen und Feuereisen weit verbreitet war, wurde Feuer oft auch noch nach dieser Methode entzündet; weswegen sie hier ausführlich beschrieben sein soll. Der Vorteil gegenüber dem Feuerschlagen ist der, dass der Feuerbohrer recht leicht und fast ohne Werkzeuge aus verbreitet zu findenden Materialien gebaut werden kann, und man keinen Feuerstein, Eisen oder Pyrit braucht. Im Vergleich mit anderen Holzreibe-Methoden ist sie die erfolgreichste.

Hier beschreiben wir nun eine getestete Methode, mit der das die-roemer-online - Team auf diversen Römerfesten Feuer entzündet:

Der Bohrer
Der Bohrerbesteht aus Hartholz, nämlich einem 20 cm langen Rundholz (1,8 cm Durchmesser) aus Buche. Der Bohrer nutzt sich schnell ab, und sollte ab einer Restlänge von 10 cm ausgetauscht werden. Der vordere Bohrerkopf wird leicht angespitzt, das hintere Ende stärker, wie ein Bleistift.

Das Bohrbrett
Wir benutzen dazu ausgesuchte, rechteckige Weichholzstücke von Ahorn, Weide, Erle. Das Holz sollte schon längere Zeit abgestorben, aber noch nicht morsch sein. Ideal ist es, wenn es sich mit dem Fingernagel nur ganz minimal eindrücken lässt. Die Dicke beträgt 2 cm, die Länge ca. 10-20 cm.

Der Bogen
Der Bogen besteht aus einem trockenem Haselnussschößling von etwa Armlänge und maximal Daumendick. Er hat an beiden Enden Kerben in denen die Sehne eingespannt wird.

Die Sehne
Die Sehne ist sehr empfindlich und muss am häufigsten ausgetauscht werden. Wir benutzen 2-3 Schnurstränge aus Pflanzenfasern ("Paketschnur") die an beiden Enden zusammengeknotet und dann mit (!) der Schnurdrehung verdrillt wird.

Das Widerlager
Ein Zentrales Bauelement ist das Widerlager, wir benutzen eine kleine Scheibe Geweih das mit einer Mulde versehen ist und auf ein handtellergroßes Handstück geklebt und gebunden wurde. Die Mulde des Widerlagers wird mit Schmalz ausgerieben, damit der Bohrer nicht zu verkohlen beginnt, was besonders bei neuen oft passiert. Alternativ funktionieren auch Kieselsteine oder extrem hartes Holz (Wurzelholz, Astaugen).

Vorbereitung
Man kniet sich hin und fixiert das Bohrbrett auf dem Boden mit einem Fuß. Der Bohrer wird nun mit der leicht schlaffen Sehne des Bogens einmal umwickelt. Das Bohrbrett wurde zuvor etwa 1 cm vom Rand mit einer Mulde versehen, in dem nun der Bohrer angesetzt wird. Mit einer Hand wird nun der Bohrer mittels des Widerlagers in einer senkrechten Position gehalten, und mit der anderen der Bohrer mittels des Bogens gedreht. Der Druck auf den Bohrer sollte nicht zu stark sein, bald fängt es an zu qualmen und der Bohrer vergrößert die Mulde. Sobald man die Mulde bis auf Bohrerdurchmesser gebohrt hat, wird der Bohrer zur Seite gelegt, und eine Kerbe von 1/8-1/6 der Mulde bis zu deren Mitte geraspelt. Zudem sollte der Rand des Brettes bis etwa 2 oder 3 mm in die Mulde hinein abgehobelt werden, so dass der Holzstaub vollständig zu dieser Seite hin fällt.

Durchführung
Dann wird sich wieder hingekniet und das Bohrbrett mit einem Fuß auf (!) einem Bett aus Zunder (Pflanzenfasern, Distel oder Rohrkkolbensamen) fixiert. Die Kerbe des Bohrbrettes darf dabei nicht mit Zunder gefüllt sein, es muss sich eine Kuhle drum herum bilden. Diese Arbeit ist nur einmal pro Bohrloch erforderlich. Abermals wir der Bohrer in der Mulde angesetzt und nun solange und gleichmäßig gebohrt, bis dichter weißer Qualm zu sehen ist. Nun wird noch ca. 10-15mal weitergebohrt und dann innegehalten, der Bohrer vorsichtig angehoben und auf den, noch rauchenden Kohlenstaubhügel gehaucht. Hat alles geklappt, so glimmt er jetzt. Lege den Bohrer beiseite und entferne vorsichtig das Bohrbrett und lege den Zunder samt glimmendem Staub in ein Nest aus Stroh oder Heu. Durch stetiges hauchen/blasen, vergrößert sich die Glut, bis sie sich plötzlich entflammt. Hinweis: der Holzkohlestaub muss auch so aussehen: Schwarz und fein. Ist er braun: Zu wenig Druck oder falsche Materialkombination (teste eine weichere/härtere Stelle deines Bohrbrettes), wenn er schwarz mit großen Stückchen drin ist, hast du indes zu stark gedrückt!
Wirklich beherrschen kann man diese Methode erst nach einiger Übung!

Feuerbohren Detail Feuerbohren Detail

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