Georg Kistinger

Bestimmung des Stadtgründungstages des römischen Triers

Titelbild

Notizen für die Zeitschrift des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums






Inhalt

1.    
Einleitung

2.1   Beobachtungen an den Kaiserthermen
2.2   Apollo stand Pate bei der Stadtgründung

3.1   Der VII Martius - Geburtstag des Gottes Apollo - als Gründungstag Triers ?
3.2   Gründungsjahr 17. v. Chr.?

4.     Schluss


5.     Presse
6.     Literaturverzeichnis
7.     Bildnachweis



1. Einleitung


Die Anfänge des römischen Trier werden mit der Neuordnung Galliens durch Kaiser Augustus in Verbindung gebracht. Präzise, zeitgenössische schriftliche Quellen für die Gründungsphase Triers sind nicht erhalten. Die Stadt wurde erst im ersten nachchristlichen Jahrhundert erwähnt. So sind wir ganz auf ärchäologische Zeugnisse wie Keramik, Münzen, Grabbeigaben und Grabungsbefunde angewiesen.
Sonnenaufgang an den KaiserthermenVor diesem Hintergrund werden im Zusammenhang mit dem Aufenthalt Kaiser Augustus in Gallien (16 - 13 v. Chr.) verschiedene Gründungsdaten für Trier genannt: 1. März, 1. August und neuerdings 23. September, der Geburtstag des Kaisers Augustus. (1)
Keines dieser Daten berücksichtigt die geographischen, topographischen und astronomischen Gegebenheiten Triers, wie sie den archäologischen Grabungsbefunden des Forums entsprechen.

Im Jahre 18 v.Chr. hatte Augustus in Reformgesetzen, den "leges Julianae", einen alten etruskischen Stadtgründungsritus wieder eingeführt. Der Sonnenaufgangspunkt des Gründungstages - vom projektierten Forum aus gesehen - bestimmte Winkel und Ausrichtung der OW-Straße, des Decumanus. In einem Festakt wurde durch den Pontifex Maximus, dem Kaiser Augustus, die Stadt der Menschen mit dem himmlischen Olymp der Götter, die Welt der Menschen mit dem göttlichen Kosmos (im Sinne hellenistischer Philosophie) verbunden. (2)

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2.1 Beobachtungen an den Kaiserthermen

KarteNach dem Gesagten bestimmt also der Sonnenaufgang des Gründungstages die Anlage und Ausrichtung des römischen Forums, so wie sie durch die Grabungsbefunde nachgewiesen sind. Das Forum weist eine Winkelabweichung von 16,48° gegenüber der genauen Ostung aus. Unter diesem Winkel geht seit 2020 Jahren am Gründungstag am Horizont des Petrisberges die Sonne auf. Von der Mitte des Forums war der Sonnenaufgang über die neue Ost-West-Straße, den Decumanus, zu beobachten. Aus diesem Winkel lässt sich der Gründungstag späro-trigonometrisch auf den 3.3. berechnen.

Heute ist der Sonnenaufgang an diesem Tag wegen der Überbauung des Forums aus nicht mehr zu beobachten, statt dessen von der Weberbachstraße aus, weil die Mittelachse des Forums sich in der Mittelachse der Kaiserthermen fortsetzt. (siehe Zeichnung und Foto vom 3.3.) Das Foto vom 3.3. dokumentiert, die Sonne kommt genau in der Mittelachse der Kaiserthermen über dem Horizont zum Vorschein.











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2.2 Apollo stand Pate bei der Stadtgründung

Der 3. März nach heutigem gregorianischen Kalender entspricht dem VII Martius im damals gültigen julianischen Kalender, dem Geburtstag des delphischen Gottes Apollo, der vom Geschlecht der Julier (aus dem Julius Caesar und Augustus, der Gründervater Triers, hervorgingen), verehrt wurde, wie das viele gebildete Griechen und Römer seit altersher taten.
Dieselbe astronomische Konstellation des Sonnenaufgangs ergibt sich am 11. Oktober. Dieser Termin ist aber ebenso auszuschließen wie der 23. September, der Geburtstag von Augustus. Ein so profanes Ereignis wie des "Kaisers Geburtstag" scheidet in einer vom Glauben an die alten Götter geprägten Zeit schon deshalb aus, weil Caesar und Augustus erst nach ihrem Tod durch Senatsbeschluß in den Rang von Staatsgöttern erhoben wurden.

Sonnenaufgang

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3.1 Der VII Martius - Geburtstag des Gottes Apollo - als Gründungstag Triers ?

Die Regierungszeit des Kaisers Augustus ist gekennzeichnet durch die Rückbesinnung auf den alten Götterglauben und die Werte, die Rom groß gemacht haben (zum Beispiel: Seneca, Briefe an Lucilius).

"Im Rahmen des sittlich-religiösen Reformwerkes des Kaisers Augustus nahm der staatliche Kult des Gottes Apollo, der zugleich von der kaiserlichen Familie besonders verehrt wurde und im Jahre 28 v. Chr. einen neuen prächtigen Tempel auf dem Palatin erhielt, eine hervorragende Stellung ein."
(
Quelle: Rororo - TB 6178, S. 50)

"Dass die Wahl des Kaisers gerade auf Apollo fiel, hat man auch damit erklären wollen, dass in der "gens Juliana" der Kult des Gottes von alters her heimisch gewesen sei, demnach hätte es sich nur um die Fortsetzung einer Familientradition gehandelt."
(Altheim, Römische Religionsgeschichte III, S. 44)

Das Heiligtum zu Delphi war dem Gotte Apollo geweiht. Delphi genoss seit dem 5./6. vorchristlichen Jahrhundert hohes Ansehen durch Ratschläge einer klugen Pristerschaft und durch sein Orakel.
"Ursprünglich konnte das Orakel nur einmal in jedem Jahr angerufen werden - am siebten Tage des Monats Bysios, dem Geburtstag Apollons im März".
(Quelle: Dumont TB 250, Delphi, Seite 60)

Ist der siebte Bysios identisch mit dem siebten Martius ?
Ich nehme an, dass Trier am Geburtstag des Apollos gegründet wurde.

Gründungstag

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3.2 Gründungsjahr 17. v. Chr.?
aus: H. Heinen, Augustus in Gallien ...

Lassen wir hier zunächst den Trierer Historiker Steinhausen (1885-1959) zu Wort kommen, der die seinerzeit klassische Auffassung zu den Anfängen des römischen Trier folgendermaßen formuliert hat: "Mit den umfassenden Vorbereitungen hierzu (d.h. zur römischen Offensive über den Rhein) - Augustus selbst befand sich in den Jahren 16 - 13 v. Chr. in Gallien - hängt die "Gründung" der Augusta Treverorum aufs engste zusammen, als städtische Zentrale der Romanisierung und als Hauptetappenort zwischen Konz und Schweich von selbst empfahl. Man denke nur an die Mosel als Haupthandelsstraße, an die in der Trierer Moselweite zusammenlaufenden Verkehrs- und Handelswege, so vom Süden her Rhone und Saone aufwärts über Lyon und Metz, von Trier aus dann die Verbindung zum Rhein und nach Westen hin über Reims in das Innere Galliens; auch der Schutz, den das Waldgebirge der Ardennen nach dem in gehöriger Entfernung liegenden Rhein hin bildete, muss berücksichtigt werden.
Wie die frührömischen, militärisch besetzten Punkte am linken Rheinufer zeigen, kam für die römische Moselzentrale nur das rechte Rheinufer in Frage. Somit ergab sich wie von selbst der Petrisberg in mehereren Terrassen zur Mosel hinziehende, hochwasserfreie Abhang (collis), der seine Spitze zu dem gewiss uralten Moselübergang richtet, für den schon im Jahre 70 n. Chr. eine feste Brücke durch Tacitus bezeugt ist. man ist gerne versucht, bei Trier an den berühmten Satz zu denken, den Goethe auf Regensburg prägte: >Diese Gegend musste eine Stadt herlocken<."

Soweit Steinhausen (bei R. Laufner {Hrsg.}, Geschichte des Trierer Landes, I, Trier 1964, S. 115), der seine Auffassung noch mit folgenden weiteren Überlegungen untermauert und ergänzt: Für die vorrömische Besiedlung der Trierer Talweite führt er zwei keltische Kultbezirke an, den einen am unteren Abschnitt des Altbaches, der zwischen Römer- und Adenauerbrücke in die Mosel mündet, den anderen am Irminenwingert, am westlichen Flussufer gegenüber der Römerbrücke. In spärlichen vorrömischen Siedlungsspuren im Raume der ersten römischen Anlage Triers findet Steinhausen einen weiteren Hinweis auf eine vorrömische Besiedlung des Stadtareals.

Große Steinblöcke mit Inschriftenresten gestatten die Annahme einer monumentalen Anlage an Lucius und Gaius Caesar, die früh verstorbenen Enkel und Adoptivsöhne des Augustus (Kat. 83). Nach parallelen Denkmälern zu urteilen dürfte dieses repräsentative Monument zwischen 4 und 14 n. Chr. in Trier entstanden sein. Steinhausen wertet dieses und weitere Zeugnisse (Keramik {Kat. 62-68}, Gräberfunde {Kat. 44-61}) als Nachweis für den römischen Charakter der Stadtanlage in augustischer Zeit (30 v. Chr. - 14 n. Chr.).

Die Forschung der beiden letzten Jahrzehnte hat die Ergebnisse Steinhausens in manchen Punkten modifiziert und korrigiert, ohne jedoch den Kern seiner Auffassung, die Gründung Triers unter Augustus, wirklich zu erschüttern.

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4. Schluss

Wie weit die Verehrung Apollos im römischen Trier verbreitet war, lässt sich nicht sagen. Nach dem Trierer Archäologen Dr. Josef Steinhausen ist die Kapelle auf dem Markusberg auf den Fundamenten eines Apollotempels errichtet. Vom Forum aus war dieser Apollotempel zu sehen (
3).

Strittig ist bis heute das Gründungsjahr. Es kann zwischen 16 - 13 v.Chr. gewesen sein, als Augustus in Gallien weilte. Ich halte es mit Dr. Steinhausen (1885 - 1969), unseren alten Latein- und Griechisch-Lehrer am Friedrich - Wilhelm - Gymnasium, genannt "Socra" (von Socrates). Er favorisierte stets das Jahr 16 v. Chr.. Seine Forschungen sind als schlüssige, klassische These in die Trierer Archäologiegeschichte eingegangen. Danach ist 16 v. Chr. der frühestmögliche Termin. (1)

Als der Kaiser am VII Martius 16 v. Chr. als Pontifex Maximus auf dem Gelände des späteren Forums die Augusta Treverorum aus der Taufe hob, hatten die römischen Ingenieure durch den Bau der Römerbrücke (17 / 18 v. Chr.) und den Abschluß ihrer Berechnungen und Vorarbeiten für den späteren Stadtgrundriß bereits ganze Arbeit geleistet. Es wäre für Triers Ingenieure blamabel gewesen, wenn die Stadtgründung wegen Nebels am Petrisberg ausgefallen und der Kaiser unverrichteter Dinge nach Rom zurückgekehrt wäre.

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5. Presse

Artikel des Trierischen Volksfreunds, Nr. 55, von Freitag 5. März 2004, Seite 10
von Roland Morgen

Artikel
© Trierische Volksfreund
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6. Literaturverzeichnis

Quellen zu 1:

(1) Heinz Heinen, Augustus in Gallien und die Anfänge des römischen Trier
in: Trier, Augustusstadt der Treverer, 1984, Mainz, S. 37-38 (Auszug in Kapitel 3.3)
(2) Theodor Kempf, Die Entwicklung des Stadtgrundrisses von Trier Trierisches Jahrbuch 1953, S.5-13

Quellen zu 3.1:

- Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, rororo TB 6178; Seite 50
- Altheim, Römische Religionsgeschichte, Band III: Die Kaiserzeit, 1933, Seite 41 ff, Stadtbibliothek Trier 10/8 - 1055
- Evi Melos, Delphi, 1990 Dumont TB 250, Seite 59 ff (60!)

Quellen zu 4:

(1) Heinz Heinen, Augustus in Gallien und die Anfänge des römischen Trier
in: Trier, Augustusstadt der Treverer, 1984, Mainz, S. 37-38
(3) Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz
Die Kunstdenkmäler der Stadt Trier, Bd, III, S. 384 (Markusberg)

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7. Bildnachweis

Zeichnungen:     Georg Kistinger
Fotos:                 Werner Born

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Orginal Schriftquelle :

Notizen für die Zeitschrift des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums

Bestimmung des Stadtgründungstages des römischen Triers

von Georg Kistinger, VDI, Ingenieur (grad.), Trier, 3.4.2004

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