Tunica

Die Tunika des Soldaten bestand aus gewalktem, schwerem Wollstoff als Obertunika und einer leinenen als Untertunika. Dies hatte den Effekt, das Wolle in der Kälte vortrefflich wärmte, während sich die Leinen als kühlend bei Hitze erwiesen. Die Tunika als Kleidungsstück wurde jedoch auch vom gemeinen Volk getragen und war somit das Standartkleidungsstück der Römer. Die Tunika gab es dabei in unterschiedlichen Formen:

TunikaDie erste war eine ärmellose Tunika, aus einem großen rechteckigen Tuch zusammengenäht, die an den Armen mit Schnüren zusammengebunden wurde, damit man sich aufgrund ihres weiten Schnitts nicht darin verfing. Sie war ein typisches Merkmal der Praetorianer, wurde jedoch von den gewöhnlichen Soldaten des 1. Jahrhunderts und später vermutlich nicht getragen, da sie sich doch nur recht widerspenstig unter einem Panzer bringen lässt und man daher beim Gehen wie aufgeplustert wirkt.

Diese sehr frühe Form der Tunika wurde in der hohen Kaiserzeit bei den Legionen durch eine praktischere, T-shirt-artig geschnittene Version ersetzt, die auch weniger Stoff zur Herstellung benötigte. Vermutlich war die Trageweise bereits schon damals, zumindest zeitweise, vorschriftlich geregelt, denn seit Tiberius bis Domitian war auf Abbildungen die Tunika an beiden Hüften über den Gürtel hochgezogen, sodass die Oberschenkel zur Hälfte frei blieben und der Saum bogenförmig drapiert war, während davor und danach die Tunika nicht hochgezogen wurde, so wie es die Offiziere schon immer gehandhabt zu haben scheinen.

Exkurs: Rom und die Hose

Alle Tuniken waren nach unten offen; es wurde nichts darunter getragen, so dass sich bei langen Märschen nichts Scheuerndes "bemerkbar" machen konnte. Ob es nicht zu peinlichen Momenten gekommen sein muss, kann nur nein gesagt werden, da die damalige Gesellschaft weniger geniert als unsere heutige vom christlichem Schamgefühl gegenüber allem Nackten durchwirkte, (so war es z.B. durchaus nicht verwunderlich, wenn man im Haus Figurinen im Koitus oder ähnliche "Obszönitäten" aufstellte). Allerdings muss gesagt werden, dass diese Form der Kleidung in den nördlichen Gebieten, in die das Reich in seiner Hochzeit expandierte, an ihre Grenzen stieß.
In kalten Regionen behalf man sich sicherlich durch Improvisation und im Laufe des 2. Jahrhunderts übernahmen die Legionäre die bereits von den Auxilliareinheiten bevorzugten Feminalia (Hosen). Da die Auxilliareinheiten oft aus Reitern bestanden, war eine unten offene Tunika, beim Ritt auf dem Pferd, sicher nicht besonders praktisch. Diese Hosen waren dreiviertel lang und recht eng anliegend, aus Stoff oder Leder gefertigt In Zeiten Trajans wurden sie neben den Reitern auch von der Auxiliarinfanterie getragen. Um 200 breitete sie sich dann auch auf die Legionen aus. Im 3. Jahrhundert kamen schließlich lange Hosen (Bracai) auf.

Die dritte Version war die langärmlige Tunica manicata, welche aber erst im 3. Jahrhundert nennenswert sich verbreitete (neben den zuvor doch von den Römern als Verweichlichung so verschmähten Hosen).

Farbe

Tunika Belegt für die Tuniken der Soldaten sind die Farben eines dunklen Rot/Braun- und Grüntons und naturbelassen, als Muster Fischgrät oder normale Webstruktur. Aus Ägypten sind auch weiße Tuniken belegt.
Alle anderen Farben müssen Spekulation bleiben. Da die Tuniken zudem eine Arbeitskleidung waren, darf man sich bei einer typischen Legionärskleidung diese auch als entsprechend "gebraucht" vorstellen. Antike Farbstoffe waren weder licht- noch wetterfest, bei Wind und Wetter getragene Tuniken (jeder Legionär hatte ja nur eine sehr begrenzte Anzahl) müssen also schon nach sehr kurzer Zeit verwaschen und matt ausgesehen haben.
Die bei Römervereinen manchmal zu sehenden frischen, grellbunten Farben sind jedoch zweifellos albern und können nicht der Wirklichkeit der damaligen Naturfarben Rechnung tragen.


Klimbim

Neben dem Cingulum als Zeichen des Soldatenstandes war, gab es besonders bei Offizieren ein zusätzliches, an einer leinenen Obertunika befestigtes, Erkennungsmerkmal, die so genannten Pteryges, also Zierstreifen an den Oberarmen und am Saum in Bauchregion. Die Pteryges am Bauch waren eine Art Schurz aus zwei sich überlappenden Lederlagen die eine Handbreit über das Knie reichten und die 4 bis 6 cm breit war. Kleinere Pteryges am Oberarm deckten ein gutes Drittel des Oberarmes ab und waren vermutlich mit Silber oder Goldfäden durchwirkt, so dass diese Attribute eher dem Schmucke dienten, als einen tatsächlichen Schutz brachten (wie auch das Cingulum).


Quellen
"Die Legionen des Augustus" von Dr. Marcus Junkelmann
"Die römische Armee" von Yann Le Bohec
"Die Legionen Roms" von Adrian Goldsworthy
"Panis Militaris" von Dr. Marcus Junkelmann
Weitere Angaben siehe Buchtipps.

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