Scutum

Scutum In der Antike kannten die meisten Kulturen nur den Schild als Körperschutz, und da man mit einem Schild allein in der Lage war einen Schlag oder Volltreffer effektiv abzuwehren maß man ihm eine hohe Bedeutung zu.
Der Schild war sehr effektiv gegen Hiebe jeglicher Art, während am Körper getragene Rüstungen lediglich Schläge mindern und leichte Treffer einstecken konnten. Entgegen seiner eigentlichen Verwendung als Verteidigungswaffe, konnte man mit ihm im Nahkampf auch den Gegner behindern indem man ihm die Sicht nahm und durch Massendruck zurückdrängte. Besonders letztere Methode wurde von den dicht gestaffelten römischen Legionen oft verwendet; ein undisziplinierter Gegner konnte dem Druck von mehreren hundert, in ihre Schilde sich stützenden Soldaten kaum standhalten und wurde förmlich niedergetrampelt, andererseits wurden die vordersten Reihen an einer eventuellen Flucht gehindert.

Mehr als nur ein Schild

ScutumDie Wichtigkeit dieses Ausrüstungsgegenstandes wurde durch die Anbringung der individuellen Symbole der Legionen bekräftigt, welches zugleich auch die einzige echte Uniformität in den Legionen darstellte. Diese Symbole einer Einheit förderten die Kameradschaft untereinander und kennzeichneten natürlich auch die Einheit im Kampf. Ob es auch Rangabzeichen gab, ist anzunehmen, aber noch nicht bewiesen. Die Symbole, oft Adlerflügel, Blitze oder Donnerkeile assoziierten mit Iuppiter als höchsten Schutzgott.
Der Schild im Kampf zu verlieren oder auf der Flucht wegwerfen zu müssen, galt in den meisten Kulturen als eine Schande für den Soldaten und als Zeichen der Niederlage. So gab es schon bei den Griechen das Sprichwort, der Krieger solle "mit oder auf (also tot) dem Schild aus dem Krieg zurück kommen".
Das Scutum selbst ist in seiner gewölbten, langen Form als Turmschild eine genuin römische Entwicklung und lässt sich bis ins 7. Jahrhundert v.Chr. Zurückverfolgen. In der Republik und am Anfang des Kaiserreiches waren die Scuta noch länglich-oval um in der Mitte des 1.Jh von der rechteckigen Version abgelöst zu werden. Das Scutum besitzt im Gegensatz zu anderen Schildformen eine deutliche Wölbung, die in aufwendiger Schichtholztechnik gefertigt wurde, was mehrere Tage dauerte. Erhaltene Reste aus Ägypten zeigten mehrfach verleimte Birkenholz- oder Platanenholzschichten, die unter Dampf und Druck in eine Matrize eingespannt wurden, damit sie die gewünschte Form erreichten. Eine schmale, hölzerne Verstrebung, die Spina, auf der Innenseite stabilisierten diese Form dann endgültig und verstärkten den Schild. Die Schilde wurden danach mit dünnen Leinen und Rindsleder, selten auch mit Filz, bezogen, und durch diese Bespannung den verleimten Schichten Schutz vor Nässe und zusätzliche Festigkeit gewährte. Die Ränder wurden zuletzt mit Schildspangen aus Bronze umfasst.
Umbo (vorne) In der Mitte der Spina befand sich ein hölzerner - später in Bronze oder Eisen ausgeführter - Umbo, der Schildbuckel, in der man den Schild mittels eines horizontalen Handgriffes hielt.
Durch die massive Bauweise wurde die Wucht von Wurfspeeren, Pfeilen und anderen kleinkalibrigen Fernwaffen abgemildert, bzw. konnten den Schild nur schwer durchdringen ohne direkt verletzend zu wirken und der Legionär deckte sich bei Beschuss meist völlig hinter seinem Schild. Einzig der Haltegriff lag exponiert, war aber durch den Umbo geschützt.
Die Prätorianer behielten indes den ovalen Schild bis ins 2.Jahrhundert bei. Das rechteckige Scutum war in puncto Verteidigung dem alten ovalen jedoch unterlegen. Es war trotz seinen Verstärkungsleisten nicht nur instabiler, sondern der Legionär musste sich auch kleiner machen um voll gedeckt zu werden. Der große Vorteil war allerdings das verminderte Gewicht gegenüber gut 10 kg beim ovalen. Damit konnte er auch im Gefecht besser gehandhabt werden.

Bekannt ist die Formation der Testudo ("Schildkröte"), bei der die vordere Reihe eine Schildmauer bildete, während die hinteren die Köpfe des jeweiligen Vordermanns mit ihren Schilden deckten wie ein Dach. Diese Schildkröte war nur hinten und an der (rechten) Flanke ungeschützt. Diese Formation war, entsprechendes Training vorausgesetzt, sehr mobil und schützte die Einheit recht gut vor Pfeilen und Steinen, hielt man die Pila seitlich heraus und bildete einen Kreis, wurden u.a. Pferde am Anritt gehindert (Erinaceus, = "Igel"). Caesar erwähnt bei seinen Schlachtberichten den Schild eines Centurios, der -angeblich- 120 Pfeiltreffer aufwies. Im Nahkampf konnte mit dem Scutum problemlos Hiebe und Stiche von Schwertern abwehren oder man verpasste dem Gegner Schläge mit dem massiven Umbo oder den metallenen Kanten des Schildes. Schildhülle
Damit die Scuta außerhalb des Einsatzes geschützt waren, wie etwa bei Regen, verwendete man das Tegimentum Scuti, eine Schildhülle aus dünnem, gefettetem Leder. Auf ihr aufgenäht war ein kleines, ledernes Täfelchen mit der Angabe von Legion und Kohorte. Das Gewicht mit dem noch dazugehörigen Tragegurt kam auf etwa 9kg, der Schild selbst wog etwa 6 bis 7 kg. Deswegen konnte der Schild auch von gut trainierten Soldaten im Kampf meist nicht länger als 15 bis 20 Minuten geführt werden, da der Schild ja die ganze Zeit in der Hand gehalten werden musste. Der Vorteil war jedoch gegenüber eines zusätzlich am Arm befestigten Schildes, dass der Gegner den Schild nicht am Rad fassen und es vom Körper wegklappen konnte, wodurch man natürlich seine Deckung freigab, als auch mit dem linken Arm immer noch am Schild fest hing. So konnte man aber im Zweifel das Schild einfach loslassen und sich anderweitig gegen den überraschten Gegner verteidigen.
Umbo (innen)
Gute Heerführer hatten indes dafür zu sorgen, dass immer frische Einheiten an die Kampffront nachgeführt wurden, damit die ermüdenden abgelöst wurden bis sie wieder Kampfbereit waren. Am linken Handgelenk trugen die Legionäre zudem mit Sicherheit einen ledernen Handschutz, denn ohne drückt der innere Rand des Umbos bald sehr unangenehm auf den Handrücken, der Handschutz entlastet bei entsprechender Form zudem die Hand beim Tragen des Schildes.




Die anderen Einheiten

Die Auxiliareinheiten verwendeten fast alle eigene Schildformen, waren sie dennoch mit einem Scutum, ausgestattet erhielten sie den Beinamen scutata. Beliebt war vom 1. bis 3. Jahrhundert ein flacher Ovalschild von unterschiedlicher Größe und keltischen Formen des 3.Jh.v.Chr. entsprang.
Diverse weitere Schildtypen waren indes, statt nur oval, manchmal auch oben und unten abgekantet oder sogar sechseckig. Die Schilde der Kavallerie scheinen ebenfalls oval gewesen zu sein, waren weniger groß und unterscheiden sich vor allem durch den Handgriff, der nicht horizontal, sondern vertikal im Umbo angebracht war.
Die alten Kavallerieeinheiten, die in der Spätrepublik aufgelöst worden waren, hatten die Parma equestris; Dies war kleiner Rundschild von etwas über 50 cm Durchmesser und ca. 2,7 kg Gewicht. In der Armee der hohen Kaiserzeit erlebte dieser Rundschild als reine Verteidigungswaffe für den Notfall eine Rückkehr bei den Feldzeichenträgern und Cornicen, da diese wegen ihrem Gerät das schwere Scutum nicht tragen konnten.


Quellen
"Die Legionen des Augustus" von Dr. Marcus Junkelmann
"Die römische Armee" von Yann Le Bohec
"Die Legionen Roms" von Adrian Goldsworthy
"Panis Militaris" von Dr. Marcus Junkelmann
Weitere Angaben siehe Buchtipps.

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