Caligae

Die römische Armee war bekannt für ihre beeindruckenden Marschleistungen, die mitunter 28 oder sogar über 30 km am Tag betragen konnten, damit man solche Strecken ohne zerschundene Füße übersteht, bedurfte es einem bequemen aber funktionellen Schuhwerk, welches die Römer in den Caligae erfunden hatten. Diese "Römersandalen" waren über Jahrhunderte von bemerkenswerter Gleichheit und Einheitlichkeit. Selbst in der Spätantike blieb der Schnitt fast identisch außer, dass die seitlichen Lederlaschen weniger durchschnitten und damit abgedichteter waren. Dabei sollte gesagt sein, dass es sich bei den vermeintlichen Sandalen eher um einen ursprünglichen Stiefel handelt, dem typischen römischen Soldatenstiefel.
Caligae

Der Caligae war ein Stiefel mit einem aus einem Stück gefertigtem Oberleder, welches im Abschluss des Herstellungsprozesses mit zahlreichen Ein und Ausschnitten versehen wurde. Die resultierenden Laschen wurden dann an ihren Enden durch einen einzigen, langen ledernen Riemen zusammen geschnürt zusammengehalten, dabei ging der Riemen bis über die Knöchel und machte so die Caligae zu einem trittsicheren aber gut durchlüfteten Schuh. Entgegen den ersten Vermutungen, erweist sich ein solcher Schuh als durchaus geländegängig und bequem. Das Anziehen dieser Schuhe dauert im Idealfall auch nicht länger als das korrekte Schnüren eines heutigen Wanderschuhs.
Da das Leder besonders vor dem ersten Tragen mit einer Mischung aus Olivenöl und Wasser oder sogar Wollfett behandelt wird, wird es besonders weich und anschmiegsam und es besteht kaum die Gefahr einer Blasenbildung. Zweitens muss beachtet werden, dass die Legionäre ständig mit diesen Schuhen herum liefen und entsprechend gewöhnt waren, bzw. die Schuhe eingelaufen.
Die Sohle bestand aus drei Lagen Rindsleder und insgesamt etwa 8 mm dick. Verstärkt wurde diese Sohle mit etwa 100 pyramidalen Eisennägeln (Calvis) und ergaben ein Gewicht von etwas über 1 kg je Paar, wobei sich die Nägel nach 500 bis 1000 km abgenutzt hatten, je nach Gelände.
Die Soldaten erhielten dafür ein so genanntes Nagelgeld (Clavarium), damit sie sich beim Schmied neue Nägel kaufen konnten. Die Nägel machten als "Spikes" die Schuhe besonders fürs Gelände und unbefestigte Wege geeignet, wurde etwa ein Fluß durchwatet, so ward er Fuß bedingt durch die offenen Schuhe auch schnell wieder trocken. Auf Pflastersteinen jedoch waren diese eisenbenagelten Schuhe sehr rutschig und man konnte auf Steinböden nur mit äusserster Vorsicht gehen, damit man nicht ausrutschte. Der Schriftsteller Flavius Josephus berichtet etwa über einen Centurio, der im Tempel von Jerusalem auf glattem Marmorboden ausgerutscht, von den umstehenden Feinden niedergemacht werden konnte. Andererseits konnten durch die spitze Nagelung der Schuhe im Nahkampf einem Gegner zur Not schwere Tritte verpasst werden. Caligae
Aus diesem Grund marschierten die Legionen auch nicht auf, sondern neben den Römerstraßen. Hierzu wurde setzt darauf geachtet, dass neben der eigentlichen Straße auf beiden Seiten ausreichend Weg von Gestrüpp und Unterholz befreit wurde. Die Straße selbst war somit in erster Linie für Boten (Post-, Nachrichtenwesen), Tross und Handel konzipiert.
Während die Caligae von allen militärischen Dienstgraden getragen wurden, so war es bei höheren Ämtern wie Tribun und Legat hingegen der zur Nationaltracht gehörende Calceus. So wurde ein aus dem Mannschaftsstand aufgestiegener Dienstgrad auch als Miles caligatus (Stiefelsoldat) oder ex caliga (aus den Stiefeln) bezeichnet.

Kalte Füße?

Die Caligae waren im warmen Italien lange vor der Expansion des Reiches in ferne, und z.T. erheblich kühlere Regionen entworfen worden. Zwar sind tiefe Temperaturen beim Marschieren aufgrund der starken Durchblutung des Fußes kein wirkliches Problem, sobald man jedoch durch Schnee oder vereistest Gras ging oder beim Wachdienst stand oder in der Nacht, wurde es schnell unangenehm. Hilfe brachten die Tibialia (von lat. Tibia= Schienbein), einen Art Wickelgamasche aus gewalkter Wolle, Filz oder sogar Fell, sie gehörten jedoch nicht zur Standardausrüstung und waren somit Teil des persönlichen Gepäcks und waren wohl eher nur in kalten Regionen verbreitet.

Tibialia Tibialia Tibialia mit Schuhen


Quellen
"Die Legionen des Augustus" von Dr. Marcus Junkelmann
"Die römische Armee" von Yann Le Bohec
"Die Legionen Roms" von Adrian Goldsworthy
"Panis Militaris" von Dr. Marcus Junkelmann
Weitere Angaben siehe Buchtipps.

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